Mittwoch, 15. Oktober 2014

Rundenbasierte Strategie (Turn Based Strategy) I ♥ you so much! Part II - RNG

RNG, die Random Number Generation, ist seit je her ein wichtiger Bestandteil fast jedes TBS Games. Deshalb widme ich mich im zweiten, und hoffentlich strukturierteren, Teil primär diesem meiner Erzfeinde. Ich werde auch andere wichtige Aspekte betrachten, aber dieser verdient es im Titel zu stehen.

Erstmal, es geht auch ohne RNG. Advance Wars hat das mit zwei wunderbaren Spielen auf dem Gba vorgemacht. Aber RNG bringt die nötige Unberechenbarkeit in ein Spiel, um die Strategie des Spielers auf die Probe zu stellen.
Ich hatte ja bereits beim Thema Speedruns erwähnt, dass ich es spannend finde, wenn man sich an laufende Veränderungen anpassen muss. Deshalb finde ich, dass RNG das Genre definitiv bereichert... auch wenn sie mir manchmal das Leben zur Hölle macht.


Ich bin so ein Typ, der sich auch mal eben ein paar Wahrscheinlichkeiten im Kopf zusammenrechnet, so ich denn die nötigen Informationen haben. Bei Fire Emblem z.B. bekommt man so eine Art Kostenvoranschlag, in dem Treffer-Wahrscheinlichkeit, Anzahl der Attacken und Schaden pro Treffer aufgeführt werden, bevor man sich entscheidet den Gegner anzugreifen.
Großartig! Stell dir vor man stirbt in der letzten Runde vor Missions -Ende und weiß nicht, dass man gerade eine 95% Chance verloren hat. Das wäre ja richtig lame. Sich erst richtig zu ärgern, nur um dann einzusehen, dass man doch ein paar Dinge hätte besser machen können, gehört dazu.

Das Gelände spielt in den meisten Spielen eine Rolle, wenn man sich an Chancen-Verbesserung versucht. Schwieriges Gelände verlangsamt das Vorrücken und verbessert die Deckung. Beides kann man zu seinem Vorteil nutzen. Mit fliegenden Einheiten umgeht man in Wäldern feststeckende Tanks um die zerbrechlichen Fernkämpfer auszuschalten. Engpässe sollte man zurückgezogen besetzten, sodass der Gegner selber in den Flaschenhals vorrückt und nur einen Nah- und einen Fernkämpfer in den Kampf bekommt. Und wenn man in der Defensive eine Formation aufstellt, stellt man die Squishies an die Plätze mit der besten Deckung (Denn die Linie muss an allen Punkten stark genug sein.

Apropos Formation. Dass Healer und Schützen in die zweite Reihe gehören sollte klar sein, aber darüber hinaus lässt sich viel optimieren. Z.B. kann man statt einer geraden eine Zickzack Front aufstellen. Die schwächeren Kämpfer stellt man dabei nach hinten, sodass die starken Tanks in der ersten Reihe ihre Kameraden gegen Kreuzfeuer abschirmen.

Das sind nur ein paar recht offensichtliche Beispiele, wie man sein Leben verlängert. So richtig sicher wird man dadurch aber nicht. Eher im Gegenteil. Zu verlieren, wenn man einfach blind rein rennt ist wenig überraschend und kaum tragisch, aber trotz durchdachtem Vorgehen auf die Schnauze zu fliegen ist ärgerlich.

Verdammt, mir fallen direkt ein paar, unfreiwillig komische, Aktionen ein. Letzte Woche erst greife ich in der aller ersten Runde mit meinem Schwertmeister Mia den am nächsten stehenden Feind an. Sie ist der erste Charakter den ich bewege und da Schwertmeister auf hohes Geschick und Fertigkeit ausgelegt sind, hat mein Gegner nur 17% Treffer- und 1% Kritchance. Mia selbst steht mit 98% Trefferchance vor dem Gegner, verfehlt ihn trotzdem, wird umgekritet und stirbt... 0,0034% Wahrscheinlichkeit und das beim ersten Zug des kompletten Gefechts!
Es ist ja allgemein bekannt, dass selbst die unglaublichsten Zufälle eintreten, wenn man es nur oft genug probiert, aber so viel zocke ich doch nun auch wieder nicht, oder doch?


Aber RNG versteht es nicht nur ausgezeichnet mich an den Anfang eines Levels zurück zu schmeißen. Nein, die Gottheit der Zufallszahlen will mich manchmal auch einfach nur trollen.
So wundere ich mich nicht, fast nur dann einen Krit zu sehen, wenn der Gegner sowieso nur noch einen Treffer verträgt. Wenn mein Tank einem Schwert ausweicht, das ihn gar nicht verwunden kann, möchte ich mir jedes mal die Handfläche vor die Stirn schlagen.

Und RNG weiß das! Sie ist irgendwo in meiner Hardware und lacht und lacht und lacht über mich.

Bevor ich aber zu frustriert werde, füttert sie mich mit kleinen Erfolgen an.
Manchmal übersehe ich einen Gegner oder verraffe eine Fähigkeit einzusetzen, sodass dann doch mal der Healer in den Nahkampf gerät oder mein Pegasus-Ritter sich einer Pfeilwolke gegenüber sieht. In so einer Situation ist jeder glückliche Zufall ein Segen.
Erst wenn ich am Abend auf den Tag zurückblicke, wird mir klar, dass sie es war die die ganze Zeit über die Fäden in der Hand hatte. Selbst wenn ich mich noch so clever anstelle, so habe ich doch nie ganz die Kontrolle.

Am Ende des Tages ist es RNG die über Sieg und Niederlage entscheidet, ich kann nur meine Jetons platzieren und die Würfel schwingen.
Doch wie viel blasser wäre das Genre der TBS ohne RNG? Advance Wars ist gut, das sage ich selbst, aber mir fällt keine einzige erinnerungswürdige Schlacht ein.
Wie oft habe ich haushoch gewonnene Gefechte verloren oder mit aussichtslosen Notfallplänen einen Kampf gedreht? All dies wäre ohne RNG nicht möglich gewesen.
Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle bedanken. RNG, du bist eine manipulative, dämonische Bitch, die sich am Leid und der Verzweiflung armer Nerds ergötzt, aber ich finde dich trotzdem gut so wie du bist.



P.S. Es ist noch nicht vorbei!

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